Texttuning: Das Geheimnis der ersten Worte
„Guten Tag. Mein Name ist Heinz Meier, ich arbeite für die ABC GmbH im Bereich RDICF und CDICF als Projektverantwortlicher und ich möchte Ihnen heute etwas zum Thema XYZ erzählen. Doch zunächst ein paar Worte über unser Unternehmen und seine Geschichte. Wer sind wir? …“ – Kommt Ihnen das bekannt vor? Zahllose 08/15-Vorträge beginnen genau so. Und schon in der ersten Minute schalten viele Zuhörer auf Durchzug. Fazit: Ansprechende Vorträge brauchen einen interessanten Anfang!
Aber wie sieht das beim geschriebenen Wort aus? Ich habe mir den Spaß (naja) gemacht und die Anfänge eines ganzen Stapel Bücher und Publikationen gelesen. Die allermeisten haben es nicht verstanden, mich zu fesseln. Es gab Ausnahmen, wie das Buch „The Thank You Economy“ von Gary Vaynerchuk.
I’ve been living the Thank You Economy since a day sometime around 1995, when a customer came into my dad’s liquor store and said, “I just bought a bottle of Lindemans Chardonnay for $5.99, but I got your $4.99 coupon in the mail. Can you honor it? I’ve got the receipt.” (…)
(Gary Vaynerchuk, „The Thank You Economy“, Preface)
Da steckt Storytelling, persönliches Erleben und der Buchtitel drin. Und es zieht den Leser in die Story, anstatt ihn zu langweilen.
Während gute Lektoren um die Bedeutung der ersten Worte wissen, schenken ihnen viele Autoren kaum Aufmerksamkeit. Hauptsache, man hat die ersten Zeilen geschrieben … Fatal nur, wenn man sie später nicht mehr genau anschaut.
Ein Geheimnis guter Texte liegt darin, in der Überarbeitungsphase dem Beginn besondere Sorgfalt zu widmen. Die einleitenden Sätze sind wie der erste Eindruck bei einem Treffen: Sie beeinflussen die Erwartungshaltung. Machen sie Lust auf den Inhalt?
Aber es geht nicht nur um die Einleitung oder das erste Kapitel: Dieses Texttuning sollte bei allen Kapitel- und Unterkapitel-Anfängen genutzt werden.
Mal ganz ehrlich: Kennen Sie die ersten Worte Ihrer Publikation? Den Inhalt des ersten Absatzes? Schauen Sie wenigstens mal nach.